offene schule waldau - nach afrika getanzt

Nach Afrika getanzt
HNA - 7. September 1991

KASSEL. "Go-go-go, go-go", ruft Jaja Uthman rhythmisch im Takt seiner Bewegungen in den Saal, klatscht in die Hände, und 40 Sechstklässler der Offenen Schule Waldau tun es ihm nach. Wenn er dann noch verkündet: "And now with singing!" scheint Waldau ganz schnell nach Afrika gerückt worden zu sein.

Selbstverständlich bleibt die Schule im Dorf, aber auf dem Stundenplan des Jahrgangs sechs steht für fünf Tage immer wieder "Afrikanischer Tanz" , und der dunkelhäutige Jaja ist für eine Woche der Star des ganzen Jahrgangs. Er kann sich auf sparsamste Erläuterungen und Anweisungen mal in Englisch, mal in Deutsch beschränken. Seine eleganten, leichten tänzerischen Bewegungen werden von den Schülern ganz schnell aufgenommen, anfangs etwas eckig, aber nach zwei Schulstunden lässt sich bereits eine Tanzformation erahnen.


Wenn er dann noch zu seiner Handtrommel greift, nimmt der Schwung der Tänzer noch einmal deutlich zu.

Sportunterricht
Für die 130 Waldauer Schülerinnen und Schüler ist dies für eine Woche eine andere Form des Sportunterrichts. Sportlehrer Wilfried Persch hat zusammen mit der freien Kasseler Sport- und Tanzpädagogin Corry Joswig die Vorstellung entwickelt, durch "physische Stimulation eine größere geistige Beweglichkeit" hervorzurufen. Kraft und Energie sollen sich hier durch gemeinsame Arbeit, durch koordiniertes Bewegen in der Gruppe intensiver auf die Schüler übertragen. Stimmliche Artikulation und gleichzeitig Hören auf das, was andere äußern, nimmt darin einen wichtigen Platz ein. Mit dem aus Jamaika stammenden, bei Osnabrück lebenden Jaja Uthman, der stolz auf seinen zentral-afrikanischen Urgroßvater aus Niger verweist, haben sie dafür einen idealen Partner gefunden. Er arbeitet seit längerem mit Kindergärten und Volkshochschulen sowie Behinderten zusammen und vermittelt offensichtlich das, was Corry Joswig "Bewusstheit durch Bewegung" nennt.

Dieter Grobe ist Pädagogischer Leiter der Schule und Lehrer im Jahrgang sechs.Er hatte ursprünglich nur einmal schauen wollen, was in dieser Veranstaltung vor sich ging. Sehr bald aber hat es ihn unter die Tanzschüler gezogen. Später wusste er, dass dadurch in seinem "Energiehaushalt etwas passiert war.“

Seine Schüler hat er aufgeschlossener und gleichzeitig lebendiger erlebt. Und wennauch noch die Begriffe fehlen für das, was da zwischen Körper und Geist geschieht, sicher ist sich die 12jährige Julia, dass es einen "Riesenspaß gemacht hat", „auch das Singen mit der Trommel", ergänzt ihre Klassenkameradin Jenny .Während Bjöm es zwar „ziemlich anstrengend" fand und obwohl er sonst „eigentlich nicht so gerne" singt, hat er seine Stimme doch hören lassen. Es klang wie " bou kogu " .Jens Brömer